Tag 2 der dmexco. Die Beine sind schwach und die Köpfe sind schwer. Der Besucherstrom schwillt erst so um 10 Uhr langsam an. Ein Schelm, …
Ich möchte jedenfalls die Gelegenheit nutzen und außer der Reihe einen illegalen Kurzartikel posten. Quasi das „dmexco Extra“.
Folgendes Problem: Eine Website bei der die Homepage je nach Region die Benutzer auf verschiedene Unterseiten weiterleitet, automatisch. Eine Besucherin aus den USA tippt www.mysite.com und wird nach www.mysite.com/us geleitet, während ich im UK mit der gleichen URL auf www.mysite.com/uk lande.
Die Weiterleitung soll schnell gehen damit die Benutzer nicht so viel Zeit haben, es sich anders zu überlegen. Das bedeutet, daß es schwierig wird, die Benutzer vor dem Redirect zu tracken!
Wenn man aber die Einstiegsseite nicht trackt, entstehen zwei Probleme:
- Man kann nicht einfach herausfinden, wieviele Benutzer zwar die erste Seite sehen, nicht aber den Redirect abwarten.
- Wer Marketing Channel Reports benutzt oder das Channel Manager Plugin, sieht „Internal“ Referrers, die von der Einstiegsseite kommen, womit die Channels unbrauchbar werden.
Insbesondere das Problem mit den Channels ist inakzeptabel, die Einstiegsseite muß also getrackt werden, damit wir wissen, woher unsere Besucher tatsächlich kommen.
Option 1 – Delay
Natürlich können wir einfach SiteCatalyst Code auf die Einstiegsseite packen.
Der Browser benötigt ein wenig Zeit, um den Request zu generieren und dann abzusenden. Wenn der Redirect zu schnell kommt, verwirft der Browser den anstehenden Trackingrequest.
Das Resultat: Nur ein Teil des Traffics wird getrackt, vermutlich abhängig vom benutzten Browser. Das ist suboptimal, vorsichtig ausgedrückt. Ungenauigkeit die etwa so erwünscht ist wie Franziskas dicker Kopf heute morgen.
Damit das Tracking der Einstiegsseite also verlässlich funktioniert, müssen wir den Redirect ein wenig langsamer machen, also z.B. eine halbe Sekunde warten und dann Umleiten.
Leider ist auch das keine gute Idee. Man darf nicht vergessen, daß die nächste Seite auch geladen werden will, der Besucher also insgesamt länger warten wird, eventuell eben zu lange.
So geht’s also nicht.
Option 2 – Referrer manipulieren
Zurück zum eigentlichen Problem: Wir wollen die ursprüngliche Herkunft der Besucher sehen. Hm…
Wir könnten den HTTP Referer Header auf der Einstiegsseite auslesen und per URL Parameter bei der Umleitung an die Folgeseite übergeben. Dort könnten wir ihn dann auslesen und die s.referer Variable damit überschreiben.
Das ist gar keine schlechte Idee. Problem Nummer 2 ist damit aus der Welt. Man benötigt ein wenig Code auf der Einstiegseite, aber dramatisch ist das nicht.
Option 3 – REDIR tracking
Wer keinen JavaScript Code auf die Einstiegsseite packen möchte aber dennoch
alle Besucher und ihre Herkunft tracken, der kann auf das REDIR Tracking
ausweichen.
Beim REDIR Tracking benutzt man letztendlich die SiteCatalyst Server wie einen
Redirect und die Server erfassen dabei die Daten.
Wie funktioniert das?
Eigentlich ganz einfach. Man benötigt drei Grundbausteine:
- Die Ziel URL,
- die zu trackenden Variablen und
- die URL für einen „normalen“ Trackingcall.
Nehmen wir als Beispiel mal die Besucherin aus den USA, die Ziel URL ist also wie oben schon erwähnt:
http://www.mysite.com/us
Übertragen wollen wir zum Beispiel eine „Channel“ eVar, nehmen wir mal eVar42.
Wie der eigentliche Channel in die eVar kommt, soll jetzt nicht Thema sein, das müßte man serverseitig auf Basis der URL und des HTTP Referer Headers bestimmen.
Und dann suchen wir noch die URL für den Trackingcall heraus wie das im Artikel über Troubleshooting erklärt wird. In meinem Fall sieht der etwa so aus:
http://om.jan-exner.de/b/ss/jexnertest/5.1/H.24.2/s48704389694811?AQB=1&ndh=1&t=12%2F8%2F2012%2014%3A35%3A8%203%20-60&...&AQE=1
Von dieser URL ist nur ein Teil relevant für’s REDIR Tracking, nämlich:
http://om.jan-exner.de/b/ss/jexnertest/5.1/REDIR/
Soweit die Grundform.
Daten werden an SiteCatalyst mithilfe von URL Parametern übertragen, wir müssen also Parameter hinzufügen.
Der wichtigste Parameter ist „url“. Hier geben wir an, wohin die Benutzerin letztendlich geleitet werden soll.
http://om.jan-exner.de/b/ss/jexnertest/5.1/REDIR/?url=http%3A%2F%2Fwww.mysite.com%2Fus
An dieser Stelle funktioniert bereits die Weiterleitung und das grundsätzliche Tracking, d.h. Trafficmetriken und die URL der Startseite werden bereits getrackt. (Das ist vergleichbar mit dem zu minimalen JS Code.)
Wichtig ist daher auch die s.pageName Variable, in der URL auch bekannt als Parameter „g“.
Weiterhin wollen wir den (auf dem Server berechneten) Channel übertragen, z.B. in eVar28 (URL Parameter v28) und einen Event, z.B. event26.
Nicht zuletzt lesen wir Tracking Codes aus der URL und schreiben sie in s.campaign (URL Parameter v0 („v Null“).
Die gesamte URL sieht dann so aus:
http://om.jan-exner.de/b/ss/jexnertest/5.1/REDIR/?url=http%3A%2F%2Fwww.mysite.com%2Fus&g=Umleitungsseite&v28=Paid%20Search&ev=event26&v0=emj1209wa
Diese gesamte URL benutzen wir dann auf unserer Umleitungsseite. Das Endergebnis:
- Die Besucherin wird ohne größere Verzögerungen auf http://mytest.com/us umgeleitet.
- Die Umleitung findet in zwei Schritten statt: erst zum SiteCatalyst Collection Server, dann zur URL oben.
- Während des ersten Umleitungsschrittes liest der SiteCatalyst Server die Variablen aus der URL und speist sie in SiteCatalyst ein,
genau so wie er das auch beim normalen Tracking tun würde. - Der s_vi Cookie mit der Visitor ID wird ebenfalls in diesem Schritt geschrieben falls er noch nicht existiert, d.h. die Umleitungsseite ist Teil des Visits wie alle anderen „normal getrackten“ Seiten auch.
Andere Anwendungen
REDIR Tracking kann man auch in anderen Situationen einsetzen:
- Für’s Linktracking anstelle von Javascript und s.tl(),
- in Situationen in denen man zwar Kontrolle über die Links hat, nicht aber über Scripts (z.B. Survey Popups u.Ä., Emails, …),
- für Vanity URLs („jan-exner.de/dmexco“ (nein, die gibt es nicht)),
- Links in Apps oder auf Mobile Sites (unter anderem auch solche mit Telefonnummern! Siehe hier (English)),
- und vieles mehr.
Ein nützliches Tool, das man duchaus mal in die engere Wahl nehmen darf.
Die dmexco ist bald vorbei, die Currywurst war lecker, ich denke ich darf mich jetzt zurücklehnen. Bis zum nächsten Jahr in Köln!