Was ich zu oft höre: „Webanalyse ist zu komplex“, „Wir haben aber nicht die Manpower“, „Wir wissen nicht genau wie das geht“, „Wer soll sich in all diesen Daten auskennen?“ und „Ich glaube, wir tracken das. Ich weiß aber jetzt nicht, wo der Report ist“.
Ambition ist meiner Meinung gut, wenn sie eine individuelle Eigenschaft ist. Ein ambitionierter Webanalyst kann bemerkenswert viel bewirken.
Weniger gut ist Ambition, wenn sie forciert ist. Ein ambitionierter Plan für Webanalyse, der nicht von den Mitarbeitern selber kommt, ist eher hinderlich. Meiner Erfahrung nach ist es auch unwahrscheinlich, daß er mit entsprechend ambitioniertem Budget einhergeht.
Für die „normalen“ Kollegen unter uns, also alle die sich mit normalem Budget und der ganzen Palette anderer Verantwortlichkeiten durchschlagen, schlage ich folgende Alternative vor: Ein Ding zur Zeit.
Ein Ding zur Zeit
Der Vorschlag lautet: Immer nur ein Ding zur Zeit machen, keine Ausnahmen, keine Ablenkungen.
Man könnte beispielsweise mit einer Analyse der internen Suche beginnen. Wenn man die verstanden hat und keine Fragen mehr offen sind (und nur dann!) geht man zum nächsten Brennpunkt über, z.B. Kampagnentracking, Multichannelanalyse, Pfadanalyse zwecks Testing, oder oder oder.
Während der Analyse der internen Suche sammelt man so viele Daten wie möglich über die Suche und man analysiert alle davon.
Wenn die Analyse dann durch ist, schraubt man die Datensammlung auf ein Minimum runter, und zwar so wenig, daß man gerade noch genug hat, Ungereimtheiten oder interessante Entwicklungen erkennen zu können.
Alerts für die Anzahl von internen Suchen pro Tag könnten sinnvoll sein, also einer für ungewöhnlich wenige und einer für ungewöhnlich viele Suchen.
Warum Alerts? Weil eine automatisierte Lösung weniger Aufwand macht und daher nicht vom nächsten Ding ablenkt.
Warum die Datensammlung aufs Minimum reduzieren? Selber Grund.
Was soll das?
Konzentration.
Webanalyse hat zwei Probleme:
- Ressourcen sind knapp, insbesondere Zeit
- Daten gibt’s im Überfluß
Das paßt leider auch ganz schlecht zusammen. Die Zeit hätte man nämlich dringend nötig, um sich durch die Daten zu wühlen und die Perlen zu finden.
Die Alternative: sich bewußt einschränken. Aktiv den Datenwust an der Quelle eindämmen. Weniger tracken statt mehr. Aber: Immer einen Aspekt der Site genauer analysieren, denn das verdient sie.
Ich denke, daß die Konzentration auf ein Thema dem Verständnis hilft.
Bleibt nur die Frage, wo genau das „absolute Minimum“ liegt für’s Tracken der Teile, die zur Zeit nicht analysiert werden.
Das ist wohl ein Aspekt, den man selber durch Ausprobieren herausfinden muß. Ich würde auch hier ganz bewußt die Limits so weit wie geht strapazieren, also eher zu wenige als zuviele Daten sammeln.
Wer Reports für’s Management produziert, hat schonmal einen Anhaltspunkt, obwohl man dann checken sollte, ob sich diese Reports nicht vereinfachen lassen.
Wer wie oben vorgeschlagen mit Alerts arbeitet oder eine andere automatisierte Lösung einsetzt (z.B. eine selbstgebastelte per Reporting API), der muß natürlich mindestens die Daten dafür tracken.
Aber eben bitte nicht mehr!
Hallo Jan,
wunderbar! Ich danke Dir für diesen Artikel, genau das Thema kann nicht oft genug wiederholt werden. Trotzdem bleibt es schwer, nicht es zu wiederholt zu intonieren und zu erklären, dafür neben dem Verständnis auch Unterstützung bei der Umsetzung sowie der Vorgehensweise beim Kunden/Vorgesetzten/etc… zu finden.
Gruß
bijan schlünkes / adversitement.com
Pingback: Tip: Kohortenanalyse « Webanalyse auf Deutsch
Pingback: Tracking entfernen | Webanalyse auf Deutsch