Wann ist eine Webanalyse Implementierung komplett?

Von | 16. Februar 2012

Die in diesem Artikel vertretenen Meinung ist meine eigene und hat nichts mit meinem Arbeitgeber zu tun!

Frage: Wann ist meine Implementierung fertig?

Die kurze Antwort lautet: nie.

Wer das schon wußte oder einleuchtend findet, kann sich eigentlich wieder wichtigeren Dingen zuwenden, zum Beispiel dieser komplizierten Analyse, die schon seit 2 Wochen in Angriff genommen werden wollte oder der Präsentation für Marketing für nächsten Mittwoch…

So, jetzt sind wir unter uns, ich sehe nur noch fragende Gesichter. Gut!

Zwei Aspekte spielen eine wichtige Rolle:

  1. leidet man in der Webanalyse häufig unter Datenüberfluß, im Gegensatz zu anderen Bereichen der Marktforschung, in der Datenknappheit die  Vorgehensweise diktiert.
  2. entwickelt sich das Web ständig weiter und was in der Webanalyse gestern noch wichtig war spielt morgen eventuell keine Rolle mehr.

In den Anfangstagen der Webanalyse war es oft so, daß ein Marketer sich mit einem technischen Consultant zusammentat um bestimmte Aspekte der Website zu untersuchen. Das war ziemlich freestyle und der Erfolg hing stark davon ab, ob der Marketer wußte was er wollte und ob der Consultant es umsetzen konnte.

Über die Jahre kristallisierten sich dann Praktiken heraus, was einerseits den technischen Part vereinfachte, andererseits weniger involvierten Marketern erlaubte Analysen zu fahren, auf die sie selbst vielleicht nicht gekommen wären.

Und natürlich kamen immer neue Anforderungen und technische Lösungen hinzu.

Wie anfangen?

Wenn die Implementierung nie fertig ist, gibt es dann vielleicht eine „grundlegende Implementierung“ für den Start?

Kommt drauf an.

Wer sich mit Webanalyse auskennt ist in den meisten Fällen mit den best practises der Hersteller gut beraten, weil er so vom Start weg die meisten Anforderungen abdeckt. Aber: wenn ich am Telefon eine dieser Anforderungen erklären muß ist das ein gutes Zeichen, daß ich sie besser nicht implementieren sollte.

Der schiere Umfang an „best practise“ Lösungen illustriert Punkt 1: man hat meist mehr Daten als einem lieb ist. Es dauert länger als man denkt, bis man mit den Reports und möglichen Analysen einer durchschnittlichen SiteCatalyst Implementierung wirklich vertraut ist!

Und wenn man dann seine Daten kennt, fallen einem meist andere Aspekte ein, die man eigentlich hätte tracken wollen. Geht Ihnen nicht so? Dann analysieren Sie nicht genug. Ich lehne mich nur ein kleines bißchen aus dem Fenster wenn ich behaupte, daß ich in jedem Report eine Anomalie finden kann, die ich mir genauer ansehen sollte (ach, wenn der Tag doch 40 Stunden hätte). Viele davon helfen, meine Besucher besser zu verstehen und manchmal findet man auch eine Perle.

Dazu kommt, daß andere Abteilungen im Unternehmen sowie die Chefetage auch Interesse an Daten und Analysen haben. Wenn es dabei um einen Strategiewechsel geht, sind das vermutlich Daten die das System zur Zeit nicht parat hat.

Daher meine Empfehlung: Fangen Sie klein an und adaptieren Sie ständig.

Anstatt sich vom Start weg in den Daten zu verlieren würde ich es vorziehen, einen Aspekt meiner Website zu analysieren, bis ich ihn verstehe. Dann würde ich mich auf den nächsten Aspekt stürzen.

Das bedeutet Arbeit, ganz klar.

Ohne größere Anstrengung kommt man an das, was die Amerikaner „low hanging fruit“ nennen: die relativ einfachen Ergebnisse. Die können in vielen Fällen durchaus helfen,  irgendwann kommt aber jede Website an den Punkt, wo der Webanalyst mehr wissen und daher die Implementierung anpassen will.

Ich denke darauf sollte man sich von vornherein einstellen.

5 Gedanken zu „Wann ist eine Webanalyse Implementierung komplett?

  1. Kohl

    Und dann dauert die Implementierung bei OMniture ja auch noch so lange. Da dreht man sich ja im Kreis, im schlimmsten Fall. Aber danke für den artikel.

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    1. jexner

      Wie lange die Implementierung dauert hängt eben davon ab, wieviel man gleich zu Anfang tracken will. Auch hier gilt: wer klein anfängt, hat schneller Daten.

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